Einheimische Heilpflanzen Teneriffas (nuestras plantas curativas)

     

    Wie folgt beschreibe ich hier wenige besondere Heilpflanzen, die mir bemerkenswert für diese Insel erscheinen. Medizinisches Wissen erscheint subjektiv und ist im stetigen Wandel begriffen. So bleiben die Wirkungen der vorgestellten Pflanzen Erfahrungen des Autors, der keinerlei Verantwortung für Unfälle bei Anwendung der Pflanzen übernehmen kann. Von Selbstversuchen des Unerfahrenen rate ich dringend ab, zumal einige der beschriebenen Pflanzen unter strengem Naturschutz stehen und auch nicht in Teilen ausgeführt werden dürfen.

     

     

    Isoplexis Canariensis

    Cresta del gallo = Hahnenkamm

    Die Pflanze stammt aus der Familie der Rachenblütler. Ihre vielseitigen Anwendungen werden beschrieben als: herzstärkend, blutzuckersenkend, harntreibend, erwärmend, brechreizend und abführend. In der Wirkung ist die Isoplexis ähnlich dem auch in Deutschland heimischen roten Fingerhut (digitalis purpurea = rotes Fingerkraut) und wird daher auch als kanarischer Fingerhut bezeichnet. Die Inhaltstoffe sind den Digitaloiden (Fingerhutwirkstoffen) des roten Fingerkrautes ähnlich und werden wissenschaftlich als Canarigenine (kanarische Wirkstoffe) benannt. Sie stärken die Kontraktionskraft der Muskulatur des Herzens und wirken gegen dessen Rythmusstörungen. Vorsicht Isoplexis ist eine in allen Teilen sehr giftige Pflanze. Zur Anwendung auf ärtztliche Anordnung kommen: Tee der Blätter, Kataplasmen (Breiaufschläge) und die ganze Pflanze. Die Cresta de Gallo ist ein absoluter kanarischer Endemit. Die roten bis orange-roten Blüten sind bis zu 3 cm lang. Die Blätter oval bis lanzettlänglich. Cresta de gallo ist, wie auch die noch seltenere, zierliche nahe Verwandte „Isoplexis Isabelliana" (cresta de gallo tamadaba) streng geschützt. Man findet Isoplexis Canariensis mit viel Geduld in der Lorbeerwaldzone des Anagagebirges an halbschattigen Standorten (zona de monteverde del norte). Der komerziele Anbau der Pflanze ist wie beim im Folgenden beschiebenen Drachenbaum bisher nicht gelungen.

     

     

    Dracaena drago

    Drachenbaum, Drago

     

    Dracaena ist kein eigentlicher Baum, sondern eine Lilienart aus der Familie der Agavengewächse (genauer Dragaceaceae) mit orangroten leuchtenden Blütenständen. Anwendung findet u.A. der eingetrocknete rote Saft der Pflanze (Sangre del Drago = Drachenblut) dem im Volksmund vergleichsweise unserer Siegfriedsage magische Kräfte zugeschrieben werden. Der Dargo ist ungiftig, schmeckt aber bitter. Die Wirkung ist zusammenziehend (wie der Geschmack der essbaren Früchte), blutstillend, schleimhautgerbend, zahnfleisch-stärkend, entzündungs- und geschwüre-hemmend. Anwendug findet auch die Abkochung der Rinde. Äusserlich wurde das Drachenblut bei den prähispanischen Ureinwohnern gegen Prellungen und bei Verletzungen angewendet (siehe kriegerische Stämme des Nordens = banda de la guerra). Der Extrakt des getrockneten Saftes ist heute noch im Handel als Zusatz von Zahnpasten. Der rote Farbstoff des Harzes wird als Färbemittel verwendet. „Drachenblut" findet man oft in Weihrauchmischungen, um deren Kraft und Wirksamkeit zu verstärken ( Liebesweihrauch, Aromatherapie). In der orientalischen Liebeslehre ist es Bestandteil erotischer Rezepte. Die frischen jungen Blätter wirken stärkend. Der Tee der Früchte dämpft den Husten. Eine andere Drachenbaumart, deren Exemplar man im botanischen Garten von Puerto de la Cruz findet, kommt auch auf Madagaskar vor. Der Endemit der macronesischen Archipele steht unter Artenschutz und ist heute in der Wildnis relativ selten geworden, zumal er sehr langsam wächst. Dragosamen sind auf Teneriffa käuflich. Die Planze wächst auch gut an. Ein Grösserziehen des Dragito ausserhalb der Inseln ist selbst im Treibhaus selten gelungen. Wie viele endemische Arten benötigt die Pflanze sehr spezielle Umweltbedingungen. Man trifft den Drachenbaum in den Bararncos und Trockenzonen an, da er trotz seiner Mächtigkeit nur wenig Wasser benötigt.

     

    Withania aristata (Orobal)

    Wie der volkstümliche Name aussagt ("vale oro" = goldeswert) wird Orobal als Heilkraut hochgeschätzt. Das Nachtschattengewächs (familia solanaceae) bevorzugt die halbschattigen Standorte der tieferen Lagen (regiona geobotanica infracanaria) und ist in verlassenen Schluchten anzutreffen. Die vielseitigen Wirkungen der "borstige Klugen" (withania aristata) sind harntreibend, krampflösend, schlaffördernd und abführend. Ausserdem wird Withania bei asthmatischen und rheumatischen Erkrankungen, in der Augenheilkunde und als leberstärkendes Mittel eingesetzt. Verwendete Pflanzenteile sind die Früchte, Blätter, die Rinde und die Wurzel in der Anwendung als Saft oder Aufguss. Ferner als heisses Bad und Waschung mit der erkalteten Abkochung der Blätter. Hohe Dosen sind wegen der Giftigkeit und den bei Kindern und empfindlichen Personen auftretenden Hautreizungen zu vermeiden. Die Verwendung der Wurzel verbietet sich, da die Pflanze vom Aussterben bedroht ist. Wie bei allen Nachtschattengewächsen ist die Giftigkeit ihrer basichen Inhaltstoffe (Alkaloide) zu beachten. Ihre ebenso wintergrüne enge Verwandte "Withania somnifera" (Schlafbeere oder schlafbringende Kluge) wird in der indischen Medizin des Ajourveda als keimtötendes Antibioticum und betäubendes Mittel eingesetzt (ashwaganda). Die wissenschaftlich als Withanolide bezeichneten sekundären Pflanzeninhaltstoffe sind in der chemischen Struktur den Hormonen der Nebennierenrinde (Corticoide, Steroide) ähnlich, haben nachgewiesenermassen entzündungshemmende Wirkungen und vermindern die Agressivität des menschlichen Abwehrsystems. Ihre seifenaktiven Stoffe (Saponine) setzten die Oberflächenspannung des Wassers herab (Zerstörung der Hülle der roten Blutkörperchen). Weitere Anwendungsgebiete findet Orobal in der Augenheilkunde, bei Knochenschmerzen, wirkt fördernd bei der Wundvernarbung und gegen Kopfschwartenschorf. In der Tiermedizin wird Withania bei Hauterkrankungen der Ziegen- und Schafs-euter verwendet. Die Früchte wirken harntreibend. Man findet Orobal noch in der Succulentenzone (bei den Dickblattgewächsen) des Tenogebirge.

     

    Kleinia neriifolia (verode, verol)

    Die oleanderblättrige (neriifolia) Verode oder Affenpalme ist ein Gewächs aus der Familie der Korbblütler (siehe Blütenstand in der Abbildung) und sollte nicht mit den wolfmilchsartigen Tabaiben s.u. verwechselt werden. Affenpalmen können problemlos als Zierpflanzen aus Samen gezogen werden. Tabaiben zeigen im Gegensatz zur Verode einen dünneren und glatten Stamm. Der Blattstand der Verode ist im Frühling buschig. Als „verode del tejo" (Dachverode) werden im Volksmund fälschlicherweise die unten beschriebenen Aeoniumarten bezeichnet. Die Kleinia ist ein typischer Vertreter der makronesischen Federbuschgewächse. So fremdartig, neu und ohne Ähnlichkeit mit irgendeinem kontinentalen Gewächs der Wuchs des Drachenbaumes, der Tabaiben, Aoniumarten oder der Verode dem Reisenden erscheint, so ist doch deren Gestalt auf den Kanaren keineswegs selten. Vielmehr sieht man in den offenen Landschaften des Tieflandes der Inseln überall, manchmal in Zwergform, die Kandelaber mit den Federbuschen schmaler Blätter am jedem Ende. Man glaubt manchmal von der Ferne eine einzige Art oder doch ganz nahe verwandte Arten vor sich zu haben, und man ist erstaunt, wenn man die Blüten erblickt und in der einen eine Wolfsmilch, in der anderen einen Korbblütler einen Natternkopf , eine Tabaiba, eine Sempervivum (langlebende Immergrüne) oder Aeoniumart (fossile Jahrtausendart) entdeckt. Die Annäherung in der äusserlichen Erscheinungsform der Abstammung nach verschiedener Pflanzen hat sich als evolutinäres Erfolgsrezept durchgesetzt. So kämmen die Federbuschpflanzen die Wassertröpfchen aus der tiefliegenden Passatwolke heraus (es regnet sozusagen horizontal, beachte auch die Pinselkämme der langnadeligen kanarische Pinie). Kleinia bevorzugt trockene Standorte und kann im Sommer alle Blätter verlieren und dann wird ihre Stammsucculenz deutlich sichtbar (wasserspeichernde, fäulnisempfindliche Stämme wie bei den Kakteen). Die blutzuckersenkende Wirkung ist ungesichert. Die vormals den Kreuzkrautgewächsen zugeordnet Planze enthält allerding bei Belichtung auf der Haut stark reizende Stoff, die sogenannten Pyrrolizidinalkaloide (basiche, stickstoffhaltige Fünfring-Strukturen). Pyrrolizidinalkaloide, wie sie bei Kreuzkrautgewächsen und Korbblütlern typisch sind gelten als starke Insekten- und Wirbeltiergifte. Die Leber wandelt diese Stoffe vor der Ausscheidung in Zwischenstoffe um, welche unwiederbringlich mit DNA (Erbmaterial) reagieren und zu einer ansteigenden Schädigung der Leberzellen führen. Pyrrolizidinalkaloide sind typische pflanzliche Sekundärstoffe, die von der Pflanze zur Verteidigung gegen Pflanzenfresser und Schädlinge. Der Milchsaft wirkt narbenziehend und hautreizend. In der Volksmedizin wird sie auch zur Verminderung des Ohrschmerzes eingesetzt. Drei Tropfen des Saftes einer Pflanze die das Meer nicht sieht, so sagt man. Verwendet werden Stamm und die Blätter als Tee oder Saft. Verode liebt es nicht zu feucht und so trifft man sie in der Zone neben Tabaiben und Cordonen häufig an.

     

     

     

    Euphorbia balsamifera und Euphorbia obtussifolia

    (zwei ungleiche Schwestern)

    Rechts in der Abbildung die Balsamifera (süsse, balsambringende Tabaiba). Auf der linken Seite ist die Obtussifolia (schmalblättrige, bittere Tabaiba) dargestellt mit den langen, schmalen Blättern, während die Tabaiba dulce kurze, ovale und gedrungene Blätter zeigt und zentral jeweils nur eine Frucht besitzt. Beide Pflanzen stammen aus der Familie der Wolfsmilchsgewächse und sind mit ihren nebelauskämmenden Staubwedeln typische Vertreter der Federbuschgesellschaft. Der latexbildende Milchsaft der Balsamiferia ist im Gegensatz zur Ihrer Verwandten weniger agressiv, sollte jedoch in keinem Fall auf Schleimhäute oder die Augenoberfläche gebracht werden. In der Wirkung ist die süsse Tabaiba zahnfleischstärkend, erwärmend und durchblutungsfördernd, sowie speichelflussanregend und entzündungshemmend. Durch Anritzen der Rinde des Stammes kann man nach dem Trocknen eine kaugummiähnliche Masse erhalten, welche in kleinen Mengen nach ärtztlicher Anweisung auch gekaut werden kann. Die Hirten verwendeten die Balsamifera bei Knochenbrüchen ihrer Tiere, wobei die Bruchstelle mit der Rinde geschient wurde. Es ist jedoch zu beachten, dass auch die Balsamiferia als Giftplanze gilt. Vor Selbstversuchen wird gewarnt, zumal für den den Laien die Verwechslung mit der gifigen und agressiven Schwester besteht. Der Latex soll nur äusserlich und auf der unverletzten Haut angewendet werden. Tabaiba amarga darf nur in niedrigen Konzentrationen äusserlich angewendet werden. In der Wirkung ist die Bittere hautreizend und schmerzstillend und vertreibt Warzen und Schwielen.

     

     

    Neochamaelea pulverulenta

    (leña blanca, leña buena, leña santa, orijama)

    Ein 1,5 m hoher geschützter Strauch, deren Name (sehr hartes Brennholz) auf hohen Gehalt an ätherischen Ölen und Harzen hinweist. Orijama stammt aus der seltenen Familie der Cneoraceae (ähnlich den Rautengewächsen). Neochmaelea bevorzugt infra-thermocanarische Standorte (die trockenen tieferen Gebiete des Südens). Ihre Früchte gelten als Guanchenmedizin. Sie wirkt bessernd bei asthmatischen und rheumatischen Erkrankungen, sowie blutzucker- und blutfett-senkend. Ihre ätherischen Öle lindern Katharrh und Bronchitis, sind fiebersenkend und schmerzdämpfend. Die Ästchen, Rinde und Wurzel werden als Tee angewandt. Namensabstammung der Neochmaela: neos = griechisch neu ; chamai was tief bedeutet und elaia ist der antike Name der Olive, erinnernd an die Gestalt der Pflanze; pulverulenta = lateinisch bestäubt (siehe die feine Beharung der Blätter). Man trifft leña buena u.A. im Barranco del Infierno und in der oberen Dickblätterzone im Süden der kanarischen Inseln häufig an. Ihre aktiven Prinzipien sind die Bitter- und sekundäre Pflanzeninhalt-stoffe mit verbessernder Wirkung des Altersherzens. Leña buena wird bei Verletzungen und Prellungen äusserlich eingesetzt. Verwendet werden Wurzel und die ganze Pflanze. Hirten setzten Neochmaela bei Schafen und Ziegen zu entzündungsverhindernden Euterwaschungen ein.

     

     

    Euphorbia canariensis (Cordon, Cardon) und Aeonium lindeley (gomereta)

    Das Wolfsmilchsgewächs Cordon ist ein geschützter und gefährlicher Endemit des kanarischen Archipels. Kurioserweise wächst Aeonium lindeley, das Gegenmittel bei Verletzungen mit dem sehr giftigen Cordon-Milchsaft, meist in unmittelbarer Nähe, als wollte die Natur die Bösartigkeit der Euphorbie abschwächen (siehe Abbildung). Die Wirkung des Milchsaftes ist blasenziehend, haut- und niess-reizend, furunkelhemmend, brechreizend und abführend. Eine starke Pflanze deren Wirkungen als drastisch bezeichnet werden können. Bei Verätzungen der Schleimhäute oder Augen sofort mit viel Wasser spülen und gegebenenfalls das Rote Kreuz (cruz roja) oder Arzt aufsuchen. In Notfällen kann von Kennern ein Heilungs-versuch mit dem Saft von Aeonium lindelei unterrnommen werden. Eine schmerz- und reiz-lindernde Wirkung nach Verletzungen mit Euphorbiensaft wird auch Sempervivum tectorum (Dachwurz, Hauswurz, einer engen Verwandten der gomereta) nachgesagt. Der Milchsaft des Cordons wird gegen Warzen eingesetzt. Ein Tropfen auf jede Wartze, nicht mehr. Einige Stückchen im Giesswasser vertreibt Ungeziefer und sogar die starken kanarischen Eidechsen (largato tizon). Guanchen verwendeten Cordon und Tabaiba amarga zum Fischen indem sie ihre Beute in Buchten mit dem Milchsaft betäubten. Im Bild die Pflanzengemeinschaft aus Cordon (die grossen Kandelaber) und Gomereta.

     

     

     

     

    Visnea mocanera (el mocan)

    „Mocan" gilt als Guanchenmedizin. Diese stellten eine Art Honig (yoyas, chacerquen) aus den Früchten her. Die getrockneten und angerösteten Samen wurden von den prähispanischen Ureinwohnern zu einer Art „gofio de mocan" vermahlen. Die Pflanze stammt aus der Familie der Teestrauchgewächse. Sie wirkt entzündungshemmend, keimtötend, schmerzlindernd, zusammenziehend, narbenheilend, ist ein Magenmittel und blutstillend. Visnea mocanera hat eine anregende und euphorisierende Wirkungkomponente. Mächtige Bäume der Art werden im Wald von Montaña Mercedes des Anagagebirges gefunden.

     

     

     

     

    Phoenix canariensis (palmera canaria)

    Die kanarische Palme stammt aus der Familie der Arecaceae. Ein geschützter kanarischer Endemit deren Wirkungen werden als hustendämpfend, magenstärkend und erwärmend beschrieben werden. Bei Bronchits wird die palmera canaria als Brusteinreibungen angewandt.Verwendung finden Wurzeln, Samen und der Saft (guarapo). Man findet Phoenix in der Grünwaldzone, den barancos als auch den heissen und trockenen Zonen. Der Saft der palmera canaria soll bei Hauttumoren helfen. „Miel de Palma" (eingedickter Saft der Palme) dient zum Süssen von Speisen und Getränken. Die kleinen etwas bitteren Datteln werden gegen den trockenen Reizhusten der Kinder eingesetzt.

     

    Phalaris canariensis (el Alpiste)

    Ein unscheinbares Heilkraut aus der Familie der Gräser das auch als Guanchenweizen bezeichnet wird. Inhaltstoffe sind Stärke, ungesättigte Fette, Salizylsäure (aspirinähnlich: fiebersenkend, schmerzlindernd und blutverdünnend) und stickstoffhaltige Substanzen. Der Tee wird bei Nieren und Blasenerkrankungen eingesetzt. Die Pflanze besitzt entzündungshemmende blutdruck- und cholesterinsenkende Wirkungen. Alpiste wird auch gegen Steinleiden und bei Erkrankungen der Nieren und Blase angewandt. Die Abkochungen des Grases sind magensaftanregend (Aperitivum) und harntreibend. Ihre Inhaltstoffe wirken gegen Gicht (Ausschwemmung von stickstoffhaltigen Substanzen aus dem Blut), Magenentzündungen und bei Hautekzemen. Verwendung findet ebenso der Tee des Kornes der Alpiste. Man findet Phalaris canariensis in fast allen Teilen der Insel , besonders an trockenen Standorten.  

     

      

    Dracunculus canariensis (tacorontilla)

    Der kanarische drachenwurmähnliche Aronstab aus der Familie der Aronstabgewächse wächst bis zu 1,5 m hoch. Fundorte sind die Grünwaldzone (monteverde). Die Tacorontilla wird bei Erkrankungen im Mund und Rachenraum eingesetzt. Angewendet werden der Wurzelstock, die Früchte und die Samen. Vorsicht Aronstabgewächse sind giftig und riechen unangenehm.

     

     

     

    Aeonium urbicum canariensis

    Die Aeonium stammt aus der Familie der Dickblättler und zeigt die typische Gestalt der Federbuschgewächse. Wie der Name sagt ein Stadtgewächs (urbicum, lat.), wie man es z. B. in La Lagunna auf alten Hausdächern sehen kann. Sie wird volkstümlich fälchlicherweise als die Verode der Dächer bezeichnet. Die Wirkung des Saftes wird äusserlich angewand als erfrischend bezeichnet. Des Weiteren wirkt Aeonium wundheilend, schleimlösend und knoten- bzw. schwielenaufweichend.

     

     

      

     

    Smilax aspera canariensis (Zarzaparilla sin espinas)

    In der Wirkung schweisstreibend, abführend und blutzuckersenkend. Eine seltene und schwierig aufzufindende Heilpflanze. Sie enthält seifen- und steroidhormon-verwandte Stoffe (Ausgangssubstanzen bei der Herstellung von Sexual- und Nebennierenrindenhormonen) ebenso wie gefässabdichtende sekundäre Pflanzeninhaltstoffe (Flavonoide), Stärke, Zucker und Minerale wie Kaliumnitrat. Zarzaparilla wirkt reinigend, harntreibend, keimtötend und narbenheilend. Smilax aspera wird zur Ausschwemmung von Giften und zur Blutreinigung eingesetzt. Sie verbessert die Funktion von Leber und Nieren, heilt Wunden und Hautabschürfungen, beschleunigt die Schorfbildung und wirkt entzündungshemmend und gegen Hautallergien. Angewendet wird die frische ganze Pflanze und die Wurzel. Man findet Smilax aspera in den Küstezonen der Insel und sollte sie vor der Blüte ernten. Anwendungsformen sind der Tee und die Abkochung. Vorsicht die Pflanze kann leicht mit der folgenden Tamnus edulis, der Norza, verwechselt werden, deren Früchte jedoch paarweise stehen.

     

     

     

    Tamnus edulis (norza)

     Inhaltstoffe sind vorwiegend Seifenstoffe (Saponine) und giftige stickstoffhaltige, basiche Substanzen (Alkaloide) sowie Schleim, Histaminartige Reizstoffe. Sammelzeit sind der Herbst und Frühling. Wegen in den Pflanzenteilen enthaltener Seifenstoffe, Alkaloide und des Kalziumoxalates (ein auch im Sauerklee enthaltenes in höheren Konzentrationen giftiges organisches Kalziumsalz) ist die Schmerwurz giftig. Beim Reiben des Safts der Beeren oder der Wurzeln auf der Haut kann eine Hautreizung erzeugt werden, die durch diese winzige Oxalatkristalle und Histamin (basicher Stoffe der chemischen körperlichen Abwehr) im Saft hervorgerufen wird. In einer Laborstudie gab es Hinweise auf entzündungshemmende Wirkung des Wurzelsafts. In der Volksheilkunde wurde die Pflanze früher u. a. gegen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und bei Prellungen verwendet, daher auch die französische Bezeichnung „herbe aux femmes battues" („Kraut der geschlagenen Frauen"). Tamnusextrakte werden in der Homöpathie eingesetzt.

     

     

     

    Maytenus canariensis (Peralito, peralillo, mayten)

    Die Pflanze enthält ein Anti-krebsmittel wird bei bei rheumatischen Erkrankungen mit selbstagressiver Komponente verwendet. Wirkungen des 6-8 m hohen Strauches sind u.A. erwärmend, hautreizend, zellwachstumshemmend. Man findet Maytenus im Halbschatten der Grünwaldzone. Die Pflanze „Peralillo", auch bekannt unter dem wissenschaftlichen Namen Maytenus canariensis, aber auch andere, zu der selben Familie gehörende Pflanzen, die in tropischen Gegenden vorgefunden werden, sollen in Zukunft Wirkstoffe liefern können, welche die Resistenzfähigkeit von Krebstumoren gegen die notwendigen Medikamente verringert und somit begleitend eingesetzt die Dosen der Chemotherapie abschwächen. Antibiotische keimtötende Inhaltstoffe und Stoffe welche die Eliminierung von Krebszellen (Abwehstärkung) fördern wurden in neueren medizinischen Studien nachgewiesen. Der Name stammt aus dem chilenischen "maiten" was soviel wie heilig oder weise bedeutet.

     

     

     

     

      Informationsquellen: Spanische Suchstichworte im Internet sind: „plantas medicinales", „hierbas medicinales", tenerife, canarias, „medicina tradicional". Heilpflanzen Spaniens: www.plantas-medicinales.es und www.floradecanarias.com Bücher: Plantas medicinales o útiles en la flora canaria. Aplicaciones populares, Pedro L. Pérez de Paz y Consuelo E. Hernández Padrón, Francisco Lemus editor, La Laguna (Tenerife), 1999. ISBN 84-87973-12-4. Pedro L. Perez de paz . Catalogo de las plantas medicinaes de la flora canaria ISBN 848-404-1458-7 depositi legal TF 198-1988. Museen und botanische Gärten: Gran Canaria, Las Palmas. Zentrum der Heilpflazen. Lohnt einen Abstecher zur Nachbarinsel (Centro de Plantas Medicinales de Tejeda y el Museo de las Tradiciones). Information über prähispanische Medizin (Guanchen), Bäume und Sträucher mit heilenden Wirkungen im Museo de la Naturaleza y del Hombre in Santa Cruz de Tenerife. http://www.jardin-mundani.com/flora-canaria.htm das zentrum der kanarischen Heilpflanzen von Tejeda im Peñón von Las Palmas de Gran Canaria, in der Nähe einer alten Schule.